(14.06.2021) „Eigentlich wäre das Haus heute voll“, begrüßte Priester Steffen Bräutigam die Gemeinde zu einem besonderen Konfirmationsgottesdienst in einer besonderen Zeit. Augustin, der bereits im Mai letzten Jahres seine Konfirmation begehen wollte, bat nach einem Jahr pandemiebedingter Wartezeit darum, diese nun in der Gemeinde zu feiern. Eine Ausnahmeregelung machte es möglich: Die Richtlinie der Gebietskirche Berlin-Brandenburg erlaubt, dass "besondere Gottesdienste“ stattfinden können, wenn die 7-Tage-Inzidenz in Berlin unter 200 liegt. Allerdings musste die Zahl der Teilnehmenden stark reduziert werden. So kamen am Sonntag, den 2. Mai 2021, neben Augustin und Priester Bräutigam fast ausschließlich Familienmitglieder zusammen, um diesen Festtag zu feiern. „In normalen Zeiten wären mindestens einhundert Menschen mehr hier“, betonte Priester Bräutigam. Doch er ermutigte, dass Gott in einem kleinen Kreis etwas Großes machen könne.
Mit guter Ausrüstung auf zum Gipfelkreuz
Die Konfirmation sei ein besonderer Tag, ein Tag, der einen Einschnitt im Leben bedeute. „Du übernimmst Verantwortung für dein Glaubensleben“, sprach er Augustin an. „Und ich bin sicher, Gott wird dich nicht hängen lassen.“ Damit leitete der Priester in das Bibelwort seiner Predigt ein, das er aus dem dritten Kapitel des 2. Briefes des Apostel Paulus an die Thessalonicher vorlas: „Aber der Herr ist treu; der wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen“ (Vers 3).
„Ich stelle mir den Kampf des Glaubens als eine Bergtour vor“, nahm er die Gemeinde mit auf eine virtuelle Reise. Eine Bergbesteigung sei meist kein Touristenausflug, bei dem man mit Bus und Seilbahn ohne jede Anstrengung bis auf den Gipfel gebracht werde. Eine solche Wanderung benötige gute Ausrüstung, wetterfeste Kleidung und einen Kompass. „Eine solche Ausrüstung für deinen Glaubensweg hast du in der Vorsonntagsschule, der Sonntagsschule, im Religions- und Konfirmandenunterricht erhalten. Nutze sie“, ermutigte er Augustin. Auf einer Bergtour seien auch Pausen wichtig, in denen man Rast machen könne. „Dafür sind die Gottesdienste da, in denen wir neue Kraft tanken und neuen Mut schöpfen können“, erklärte er. Als Bergführer auf dieser Reise stehe Jesus Christus zur Seite, der den Weg nach oben kenne und wisse, was dafür benötigt werde. „Wer jemals eine Bergtour gemacht hat“, führte der Priester die Gemeinde zum Finale seiner bildhaften Wanderung, „kennt diese riesige Freude oben am Gipfelkreuz. Man genießt die Aussicht und ist einfach nur glücklich.“ Dieser Gipfel, das Ziel des Glaubensweges, sei die Wiederkunft Christi.
Konsequent den Weg des Evangeliums gehen
Mit der Konfirmation bekennen sich Konfirmand:innen im Glauben zum dreieinigen Gott und bekunden den Willen, ihr Leben im Glauben und Gehorsam Gott gegenüber zu führen. Priester Bräutigam stellte drei Elemente in den Mittelpunkt, die den Glauben kennzeichneten: Zeugen Christi zu sein, in der Gemeinschaft zu bleiben und die Gebote zu halten. „Wir sind aufgefordert, unseren Glauben zu leben, Taten sprechen zu lassen.“ Dies komme im Gebot der Nächstenliebe unverwechselbar zu Ausdruck. Damit sei auch die Bitte verbunden, in der Gemeinschaft mit Jesus und mit Bruder und Schwester zu bleiben, erklärte der Priester. Freundlichkeit und vorurteilsfreie Liebe zum Nächsten seien die Schlüssel. „Nimm Jesus in dein Lebensschiff, er wird dich stärken“, schloss er seine Predigt ab.
Vor dem Altar stehend, mit Gesichtsmaske und Abstand, sprach Augustin das Konfirmationsgelübde, das auf den Text einer alten Taufliturgie aus dem dritten Jahrhundert zurückgeht. Damit machte er sein Bemühen deutlich, alles Böse zu meiden und konsequent den Weg des Evangeliums zu gehen. Anschließend empfing er den Konfirmationssegen, der ihm durch Handauflegung des Priesters gespendet wurde. Er soll ihn in seinem Bestreben bestärken, sein Gelübde zu halten, sich zu Jesus Christus in Wort und Tat zu bekennen.
Jugendgruppe heißt ihr neues Mitglied willkommen
Hilfe und ein offenes Ohr, Spaß und Austausch bot zum Abschluss des Gottesdienstes die Humboldthainer Jugendgruppe an. Eine kleine Delegation aus fünf Jugendlichen überraschten Augustin mit Geschenken und hießen ihn in der Jugendgruppe willkommen. Sie träfen sich regelmäßig digital und würden sich freuen, ihn demnächst in einer Online-Jugendstunde im größeren Kreis zu begrüßen – bald auch wieder persönlich, so die Hoffnung.
Es war eine besondere Konfirmation in einer besonderen Zeit, die die Gemeinde so schnell wohl nicht vergessen wird.
Text: MPW
Fotos: WP