Ein Anstoß zur Fastenzeit
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7 Wochen Ohne – hinter diesem Appell verbirgt sich die seit rund dreißig Jahren jährlich ausgerufene Fastenaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie möchte alljährlich Menschen dazu anregen, darüber nachzudenken, auf was man verzichten könnte, was man im Leben besser machen oder ändern könnte.
Im Jahr 2013 steht die Fastenaktion unter dem Motto „Riskier was, Mensch! Sieben Wochen ohne Vorsicht“. Dies ist keine Aufforderung zur Rücksichtslosigkeit oder zum verantwortungslosen Umgang mit seiner Gesundheit, seinen finanziellen Möglichkeiten, geschweige denn seinem Nächsten. Vielmehr soll dazu aufgerufen werden, etwas zu riskieren, zu wagen und dabei neue Wege zu gehen, jenseits aller Konventionen, Gewohnheiten oder Bedenken.
Das aus dem Althochdeutschen stammende Wort „fasten“ bedeutet auch „sich entscheiden“, „etwas beschließen“. Dies trifft im Kern wohl am besten die eigentliche Bedeutung der christlichen Fastenzeit. Sie geht zurück auf die 40 Tage, die Jesus in der Wüste verbrachte und an deren Ende seine Entscheidung für den Opfertod stand, die den Beginn seines Leidens- und Kreuzweges markierte. Jesus suchte die Abgeschiedenheit in der Wüste und damit verbundene Askese, um sich über seinen weiteren Weg Klarheit zu verschaffen, sich bewusst dafür zu entscheiden und seine ganze Willenskraft für diesen Weg zu mobilisieren. Einen Weg, den er nicht kannte, von dem er aber ahnte, dass er ihm alles abverlangen würde und der bis auf den heutigen Tag die Grundlage einer dauerhaften Gemeinschaft zwischen Gott und den Menschen bildet.
Was können wir als Christen, als diejenigen, die in der Nachfolge Jesu stehen wollen, denn wagen? Wer in den sieben Wochen der Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern beispielsweise auf den Genuss alkoholischer Getränke oder den Verzehr von Fleisch oder Süßigkeiten verzichtet, „wagt“ allerhöchstens, seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun oder durch den zeitweisen Verzicht auf Fleisch einen winzigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Linderung des Hungerproblems auf dieser Erde. Dies mag für die Gesundheit des Einzelnen sicherlich von Nutzen sein und in der Summe auch zu etwas mehr Gerechtigkeit zwischen dem globalen Norden und Süden dieser Erde führen. Aber ich denke, dass wir als Christen doch etwas mehr wagen sollten: Etwas mehr Glaube und Vertrauen in die Allmacht Gottes, etwas mehr Liebe dem Nächsten gegenüber, etwas mehr Veränderungsbereitschaft im Hinblick auf unsere Gewohnheiten, Bequemlichkeiten und über die Jahre lieb gewonnenen Schwächen und Unzulänglichkeiten.
In diesem Sinne kann die Fastenzeit jenseits des durchaus sinnvollen Konsumverzichts eine Anregung sein, im Verhältnis zum Nächsten einmal neue Wege zu gehen, alte Streitereien und Vorurteile beiseite zu räumen und neu anzufangen. 7 Wochen ohne neuen Streit, ohne neue Vorurteile, ohne die vertraute Bequemlichkeit und Selbstzufriedenheit, dafür etwas mehr Vertrauen gegenüber Gott und dem Nächsten, etwas mehr Versöhnungs- und Kompromissbereitschaft, etwas mehr gegenseitige Achtung – ein Versuch wäre es wert.
Timo Ziegler
Quelle: www.7wochenohne.de