Herbstwanderung 2015 Friedwald


Herbstwanderung in den FriedWald


 







Der Unterstand am Eingang und die Schnitzerei, auf der die Urne aufgebahrt wird.










Förster Weber zeigt die verschiedenen Urnengefäße...


...und erklärt, was die Band- und Plättchenfarben zu bedeuten haben.

(31.12.2015) Am Samstag, den 31.10.2015 nahmen – bei herrlichem Herbstwetter – 24 Mitglieder der Gemeinden Humboldthain und Fürstenwalde an der Humboldthainer Herbstwanderung 2015 teil. Das Ziel der regelmäßig organisierten Wanderungen lag dieses Mal ganz in der Nähe der Gemeinde Fürstenwalde: der FriedWald Fürstenwalde.

FriedWald ist eine alternative Bestattungsform in der Natur, die religions- und konfessionsungebunden ist. Die Bestattung erfolgt in einer biologisch abbaubaren Urne an den Wurzeln eines Baumes.

Führung durch den Förster

Nach der Fahrt mit dem Regionalexpress nach Hangelsberg und einem frühen Mittagessen in der Gaststätte „Zum Hangelwirt“ spazierte die Gruppe zum nahe gelegenen FriedWald und wurde dort schon vom FriedWald-Förster Thomas Weber erwartet. Er führte die interessierte Gruppe ca. 1,5 Stunden lang durch einen Teil des 45 Hektar großen Mischwalds, welcher seit 2006 als FriedWald genutzt wird, und beantwortete die zahlreichen Fragen der BesucherInnen. Förster Weber ist als Stadtforstdirektor für den gesamten, über 4.700 Hektar großen Stadtforst zuständig.

Der FriedWald Fürstenwalde ist der 12. der mittlerweile über 55 FriedWald-Standorte in ganz Deutschland. Die als FriedWald genutzen Wälder werden möglichst naturnah gepflegt – die Wege werden gemäht, aber ansonsten hält sich der menschliche Eingriff in Grenzen. Damit wird durch die Friedwälder nicht nur ein Raum für Bestattungen geschaffen, sondern auch eine Fläche mit hohem Wert für den Naturschutz.

Bunte Bänder und Paletten

Die Wege, die durch den FriedWald führen, tragen die Namen von Tieren und Baumarten zur besseren Orientierung. Die Führung führte zum Beispiel am Eichhörnchen- und Ahornweg vorbei. Manche Bäume haben bunte Bänder um den Stamm gebunden. FriedWald-Förster Weber erklärte, was es damit auf sich hat: Generell bedeutet ein Band, dass ein Baum noch als Bestattungsort zur Verfügung steht. Die Farbe des Bandes weist auf die mögliche Bestattungsart hin, ein farbiges Plättchen hinter der Baumnummer zudem auf den Preis, welcher neben der Bestattungsart auch von der Baumbeschaffenheit und -größe sowie der Lage im FriedWald abhängt und zwischen 500 und 1.200 Euro pro Platz liegt.

Es gibt rote, blaue und gelbe Bänder. Rot kennzeichnet einen Einzel- oder Partnerbaum, an welchem ein oder zwei Personen beigesetzt werden können. Blau steht für einen Familien- oder Freundschaftsbaum, an welchem eine Gruppe von bis zu zehn Personen bestattet werden kann. Ein gelbes Band weist auf einen Gemeinschaftsbaum hin, an welchem bis zu 10 Einzelpersonen bestattet werden können.

Grabpflege durch die Natur

Da der Wald für 99 Jahre von der Stadt Fürstenwalde für diesen Zweck gepachtet wurde, gelten auch diese langen Liegezeiten. Der Name der Verstorbenen wird – wenn gewünscht – auf eine kleine schwarze Tafel geschrieben, die zudem individuell mit Gravuren, Sprüchen oder mehr versehen werden kann. Möchte man einen bestimmten Bestattungsplatz finden, zeigen eine Übersichtstafel bzw. ein Plan, den man mitnehmen kann, anhand der Baumnummer wo welcher Baum steht. Damit hat FriedWald viele Gemeinsamkeiten mit einem klassischen Friedhof. Der größte Unterschied ist wahrscheinlich, dass es im FriedWald verboten ist, Blumen und anderen Grabschmuck mitzubringen. Den Schmuck soll alleine die Natur bereitstellen, im Frühjahr zum Beispiel durch ein Meer an Maiglöckchen, im Herbst durch buntes Laub. Doch gerade dieser Umstand ist für viele auch ein Grund, sich für eine Bestattung im FriedWald zu entscheiden, da Grabpflege oft schlichtweg nicht möglich ist, wenn die Angehörigen beispielsweise weit weg wohnen.

Neben der Faszination einer Bestattung in der Natur hat die Einrichtung des FriedWald auch eine ökonomische Bedeutung für die Stadt Fürstenwalde. Es wurden neue Jobs geschaffen und durch die Bestattungskosten wirft der Stadtforst nicht mehr nur Geld durch Holzverkauf ab.

Bereits über 1.000 Bestattungen

Im Fürstenwalder FriedWald wurden seit 2006 schon über 1.000 Bestattungen durchgeführt, ca. 170 pro Jahr. Vor allem Menschen ohne religiösen Hintergrund nutzen dieses alternative Bestattungsangebot. Interessanterweise war jedoch die erste Bestattung im FriedWald Fürstenwalde eine katholische.

Die Menschen, die sich für eine Bestattung im FriedWald interessieren, kommen meist schon vorher in den FriedWald, um sich zu informieren und sich einen Baum auszusuchen. Förster Weber schätzt das Alter der meisten Interessierten auf 50-70 Jahre, es seien jedoch auch jüngere dabei, wie auch einige der neuapostolischen Gruppe.

Mit viel Geduld antwortete Förster Weber auf die vielen Fragen der Herbstwanderungsgruppe. Diese bezogen sich vor allem auf die konkrete Umsetzung der Bestattungen und die Waldpflege. „Was passiert zum Beispiel, wenn der Baum, an dem meine verstorbene Mutter beigesetzt ist, im Sturm umfällt?“, möchte ein Teilnehmer wissen. Für alles ist vorgesorgt, weiß Förster Weber zu beruhigen: „Wenn es noch möglich ist, setzen wir den Baum um, wenn nicht, pflanzen wir einen neuen.“

Einstimmung auf den Entschlafenengottesdienst

Die Emotionen, die viele mit dem Wald verbinden und sich daher eine Bestattung an diesem Ort wünschen, sind an diesem wundervollen sonnigen Oktobersamstag mehr als nachvollziehbar. Auch die Ruhe, die im Wald herrscht und die er ausstrahlt, wirkt auf die BesucherInnen sehr angenehm. So war das Thema und die Atmosphäre der Humboldthainer Herbstwanderung 2015 für die TeilnehmerInnen auch eine wertvolle Einstimmung auf den am nächsten Tag, dem 1. November, in allen neuapostolischen Gemeinden stattfindenden Gottesdienst zum Gedenken an die Entschlafenen.  

 

Weitere Informationen:

Im FriedWald Füstenwalde finden regelmäßig öffentliche und kostenlose Führungen statt. Mehr Informationen lesen Sie unter www.friedwald.de und http://stadtforst-fuerstenwalde.de/friedwald.html. Es können auch kostenlose Informationen angefordert werden.

 

Text und Fotos: CZZ