Humboldthainer Geburtstagsfest zum 65.




Feste feiern, wie sie fallen
Humboldthainer feiern Geburtstagsfest zum 65.















 











Wenn eine Organisation einen 65. Geburtstag begeht, ist dies in der Regel kein Grund zu besonderen Feierlichkeiten. Traditionell werden 5-, 10-, 20-, 25-, 50-, 75- und 100-jährige Bestehen gefeiert. Anders sieht es allermeist bei angehenden Pensionären und Rentnern aus. Hinter ihnen liegt oftmals ein arbeitsreiches Leben mit Höhen und Tiefen, Erfolg und Misserfolg sowie endlosen Überstunden und Krankheitstagen. Ein 65. Geburtstag kann zugleich End- und Startpunkt sein, dem ein neuer Zeitabschnitt folgt.

Nun steht die Gemeinde Humboldthain weder vor der Berentung, noch ist von einem neuen Zeitabschnitt auszugehen. Dennoch nahmen die Kirchenmitglieder das 65-jährige Bestehen ihrer Gemeinde zum Anlass innezuhalten, zurückzublicken und ein Geburtstagsfest zu feiern.

Es war der 1. Mai 1949 als der erste Gottesdienst der neu geschaffenen Gemeinde Berlin Nord II stattfand. In einer Schulaula im dritten Stockwerk in der Strelitzer Straße 41/42 legte Apostel Arthur Landgraf (*1888 - †1956) den Grundstein der damals über 300 Mitglieder starken Gemeinde.

Auf dem nunmehr eigenen Kirchengrundstück in der Hussitenstraße versammelten sich 65 Jahre später, am 22. Juni 2014, aktuelle und ehemalige Humboldthainer um gemeinsam die vergangenen Jahrzehnte Revue passieren zu lassen, sich an die Anfänge zu erinnern, aber sich auch über Gegenwärtiges und Zukünftiges auszutauschen.

Zunächst feierte Klaus-Peter Waschke, seit 2008 Gemeindevorsteher, mit den 224 Anwesenden einen Gottesdienst. In seiner Predigt ging er besonders auf den Gottesdienstbesuch ein. „Unsere Kirche ist eine Stätte der freudigen Begegnung; Begegnung mit Gott und den Menschen, mit lieben Freunden und Glaubensgeschwistern“. Wo Gebet, Andacht und Kirchgang in herzlicher Gemeinschaft geschieht, könne erlebt werden, wem diese Kirche geweiht sei. „Wo im kirchlichen Raum Begegnungen in Toleranz und gegenseitiger Wertschätzung möglich sind, kann Christsein  als beseeligende Erfahrung wahrgenommen werden.“
In Hinblick auf das 65-jährige Bestehen der Gemeinde stellte er klar, dass „von Ermüdung und Erschöpfung keine Spur und vom Ruhestand schon gar keine Rede sein“ könne. „Dennoch gönnen wir uns heute eine Pause. Wir wollen feiern und zusammen fröhlich sein“.

Für eine besondere Feierstimmung sorgten neben dem Gemeindechor auch Duette aus Orgel und Geige, Orgel und Querflöte sowie Saxophon und Piano. Sie setzten besondere musikalische Akzente und sorgten für einen abwechslungsreichen Gottesdienst.

In seinen abschließenden Worten machte der Gemeindeleiter deutlich, dass es in der 65-jährigen Geschichte auch einige Schattenseiten gegeben hätte: „In den 65 Jahren ist nicht alles gelungen. Da gab es auch manche Schieflagen. Da gab es Anmaßungen, Verletzungen, Fehleinschätzungen auch von Amtsträgern. Manchem wurde  Unrecht getan. Stellvertretend  für alle, die in solcher Weise Schuld auf sich geladen haben, möchte ich mich  hier an dieser Stelle entschuldigen.“

Im Anschluss an den Gottesdienst wartete  auf die Gäste ein buntes und ausgewogenes Mittagsbuffet, das von zahlreichen Gemeindemitgliedern gestaltet wurde. Diese nutzten die Mittagsstunde insbesondere dazu, alte Bekanntschaften wiederzubeleben, verblasste Erinnerungen aufzufrischen oder die im Jahr 2012 renovierte Kirche genauer zu betrachten. An mehreren im Gebäude aufgebauten Stationen konnten sich Interessierte aktiv mit der Vergangenheit und der Gegenwart der Gemeinde beschäftigen. An Landkarten wurde mit Klebepunkten die Ursprungsgemeinde markiert. Auch die Frage „Wie lange bist du schon in Humboldthain?“ konnte so an einem Zeitstrahl beantwortet werden. Zeitgleich erkannte sich der eine und andere auf den zahlreichen Fotos in der Gemeindechronik wieder. Die drei sorgfältig geführten Bände lagen aus und wurden nach Herzenslust durchstöbert.

Mit einer Quizrunde wurde das Nachmittagsprogramm eröffnet. Ulrich Silz, langjähriges Gemeindemitglied und Redakteur im kircheneigenen Friedrich-Bischoff-Verlag, stellte dem Publikum Fragen rund um das internationale Kirchengeschehen. Die schnellste richtige Antwort wurde jeweils mit einem vom Kirchenverlag gesponserten Preis belohnt. So konnten sich am Ende einige Ratefüchse über Handtücher, Hörbücher, Kugelschreiber und vieles mehr freuen.

In einer rund eineinhalb-stündigen Gesprächsrunde mit sieben Podiumsgästen begaben sich die Zuhörer auf eine Reise durch die bewegte Vergangenheit der Gemeinde. So berichtete Horst Drezga, der die Anfänge hautnah miterlebt hat, über die Vorgeschichte der Gemeinde und deren Ursprünge, sowie die tragischen Ereignisse rund um den Mauerbau und die einhergehende Spaltung der Gemeinde im Jahre 1961. Marianne und Ulrich Brauner, die seit Anfang der 1970er Jahre Teil der Gemeinde sind, erinnerten unter anderem an Kurt Luckwaldt (*1935- †1999). Dieser prägte die Gemeinde über 30 Jahre als Vorsteher. Dessen Amtsnachfolger Bernd Thiel (Vorsteher von 1999 bis 2005) und der aktuelle Vorsteher Waschke gaben schließlich einige Anekdoten rund um die jüngste Vergangenheit der Gemeinde zum Besten. Außerdem erklärten Anja und Stefan Osche, wie es am Sonntagmorgen in einer interkonfessionellen Familie aussieht. Während Stefan seit Anfang 2013 als Priester in der Gemeinde tätig ist, engagiert sich Anja in einer evangelischen Kirchengemeinde.

Auch wenn es kein traditionelles Jubiläumsjahr war, zeigte die Gemeinde auf’s Neue, dass man die Feste so feiern muss, wie sie fallen. Besonders die zahlreichen ehemaligen Gemeindemitglieder, die das Sommerfest besuchten, freuten sich über das Wiedersehen und die Gelegenheit, einmal wieder in ihrer alten Gemeinde vorbeizuschauen.


Text: MPW
Fotos: WP/WW